Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden und Kultur Aktiv vermitteln jungen Menschen Verständnis über Leben im DDR-System
In einer Zeit starker gesellschaftlicher Polarisierung wächst der Wunsch nach Zusammenhalt. Wie vermag unsere Demokratie diesem Wunsch gerecht zu werden, ohne an ihren eigenen Grundfesten zu rütteln, zu denen Pluralität und individuelle Freiheit gehören? „Vielleicht hält man kurz inne, wenn man unseren Projekttitel liest“, sagt Uljana Sieber, Leiterin der Gedenkstätte Bautzner Straße aus Dresden. „zusammen.HALT“ – wieviel Gemeinsamkeit ist wünschenswert, wo wird die Freiheit des anderen eingeschränkt? Um für diese schwierige Gratwanderung zu sensibilisieren, lohnt ein Blick in unsere Geschichte. „Gerade jungen Menschen möchten wir nahebringen, wie in einer sozialistischen Diktatur versucht wurde, Zusammenhalt mit Zwang herzustellen.“
Dafür hat die Gedenkstätte Bautzner Straße zusammen mit dem Verein Kultur Aktiv das Projekt „zusammen.HALT“ entwickelt, welches nun als eines von sieben Projekten in Sachsen durch das Bundesprogramm „Jugend erinnert“ zur Aufarbeitung des DDR-Unrechts gefördert wird. Dabei kommen innovative Methoden zum Einsatz, um ganz gezielt vor allem junge Menschen anzusprechen, unter anderem mit Bürgerjournalismus, Rollenspiel, Mail Art, Slam und einer App, die ausgewählte Projektergebnisse im Stadtraum verankert.
Bei „zusammen.HALT“ wird mit vielen lokalen Akteuren und Zeitzeugen gearbeitet, aber auch mit weiteren Partnern aus Sachsen und den renommierten Organisationen „European Solidarity Centre“ (Gdańsk, Polen) und „Post Bellum“ (Prag, Tschechien). „So können wir unsere internationale Perspektive mit einbringen“, sagt Simon Wolf, Geschäftsführer von Kultur Aktiv und Impulsgeber des Projekts. „Die DDR war ein Teil des ‚Ostblocks‘, die ‚Wende‘ Teil einer gesamteuropäischen Transformation“, so Wolf weiter. Der Austausch auf internationaler Ebene über gesellschaftlichen Zusammenhalt in Diktaturen und Demokratien verspricht zusätzlichen Erkenntnisgewinn, gerade vor dem Hintergrund aktueller autoritärer Tendenzen in manchen (ost)europäischen Ländern.
Das Projekt „zusammen.HALT“ in Trägerschaft der Gedenkstätte Bautzner Straße und in Kooperation mit Kultur Aktiv wird gefördert durch das Bundesprogramm „Jugend erinnert“ zur Aufarbeitung des DDR-Unrechts und hat eine Laufzeit bis Ende 2023.
Weitere Informationen zur Förderung durch „Jugend erinnert“: Pressemitteilung vom 22.07.2021, Bundesstiftung Aufarbeitung
Pressekontakt
Marcus Oertel, marcus.oertel@kulturaktiv.org, +49 163 1706227
Bildmaterial
Die Projektleitung „zusammen.HALT“ (Simon Wolf, Uljana Sieber, Marcus Oertel; v.l.n.r.) im Stasi Hafthaus der Gedenkstätte Bautzner Straße; (C) Foto: Simon Wolf