Unser Vereinsjubiläum sollte zum einen ein Höhepunkt auch für unsere offiziellen Gäste werden, zum anderen aber ganz den Charakter einer typischen Neustadtparty haben. Keine leichte Aufgabe also. Dank versammelter Kreativität gelang der Balanceakt gleich auf mehreren Ebenen, aber eben anders.
Der Geschichte erster Teil: Am Abend des 14. September fanden sich allerhand geladene Gäste im Ballsaal Orpheum ein. Dresdens amtierender Oberbürgermeister Dr. Lutz Vogel gab sich die Ehre unserem Verein höchstpersönlich zu gratulieren. Doch wie bei uns üblich, verlief alles dann doch noch ganz anders als geplant.
Nachdem wenige Stunden zuvor im gleichen Ballsaal eine Vernissage die durchaus monströse Ausstellung riesiger Ölgemälde des Dresdner Künstlers Jürgen Wenzel stattfand, hatten auch die Kulturaktivisten und Gäste, die Gelegenheit die „Schlachthausbilder“ in Augenschein zu nehmen. Passend dazu lieferten die Musiker der befreundeten Künstlercommunity „egobar“ mit ihrem eigens komponierten Programm „Übergriffe“ einen nicht minder dramatischen akustischen Höhepunkt. Den Höhepunkt der Spannung zerriss wortgewand der zweite Vorsitzende unseres Vereins, Christian Schwingenheuer. In seiner kurzen Jubiläumsrede stellte er einige Glanzpunkte der Arbeit des Vereins heraus, die „Dresdens obersten Vogel“ (Zit. aus der Rede) provozieren mussten. Dieser parierte den Steilpass und die nunmehr aufgebrochene Stimmung mit einer freien Laudatio. Vor einem riesigen altarähnlichen Ölgemälde, das einen genickgebrochenen Hühnervogel zeigte, dementierte Dr. Lutz Vogel zunächst jegliche Zusammenhänge mit seinem Namen und seiner politischen Laufbahn. Hernach lobte er die Wahl der Lokalität, die auch uns trefflich schien, verbindet sie genau den Balanceakt zwischen typischem Underground-Neustadtflair mit einer – dem Anlass angemessenen – Offiziösität. Im Publikum mischten sich unterdessen die anwesenden Kulturaktivisten und geladenen Gäste mit den Besuchern der vorangegangenen Vernissage, die augenscheinlich die typisch kulturaktive, offene und fröhliche Atmosphäre genossen, unter ihnen auch der wohl renommierteste Dresdner „kulturelle Aktivist“ Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg. Der dramatische und spannungsreiche Abend ging bei Sekt, Wein und dezenter Musik reibungsfrei zu Ende.
Der Geschichte zweiter Teil: In der Traditionslinie der Aktivitäten von „Rock the Tram“ wollten wir zum fünften Geburtstag einerseits beweisen, dass wir langsam erwachsen werden und andererseits mindestens noch genauso gut feiern können. Fanden die Partys von „Rock the Tram“ bisher ohne offizielle Anmeldung statt, indem sich mit Radios und einem kleinen Sender bewaffnete Partyvölker auf eine Fahrt mit regulären Linien der DVB begaben, sollte „Rock the Tram“ zum Vereinsgeburtstag unsere erste eigene Partystraßenbahn werden.
Die Symbolik hätte besser nicht getroffen werden können: gute Party, eine (tschecho)slowakische Tatra-Bahn und ungeahnte Mobilität, dazu fröhlich feiernde Kulturaktivisten samt Gästen aus 10 Ländern. Ausgestattet mit DJ-Pult, Bar und passend geschmückt, fand das Vereinsjubiläum einen mehr als würdigen Höhepunkt.
Die Straßenbahnparty fand als Idee den Eingang in die Planungen unserer zahlreichen Gäste aus Osteuropa, die als Eventmanager in ihrer Heimat nunmehr ähnliches zu etablieren versuchen. Rock The Tram von Dresden bis Moskau… ?