In den Trümmern des Krieges

In den Trümmern des Krieges

date
22. November 2024 bis 10. Januar 2025
Öffnungszeiten beachten
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location
Galerie nEUROPA
Bautzner Straße 49, 01099 Dresden, Deutschland
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Ausstellung
Eintritt bzw. Teilnahme kostenlos

Vernissage
22. November 2024, 20:00 Uhr
Musik: Hanna Gubenko / Cello (Mariupol)
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Ausstellung
Eintritt bzw. Teilnahme kostenlos

Vernissage
22. November 2024, 20:00 Uhr
Musik: Hanna Gubenko / Cello (Mariupol)

Ukraine. Zerstörte Kulturgüter. Plünderung und Bombardierung: Wie russische Besatzungstruppen das Erbe der Ukraine zerstören.

Eine Fotografie-Diashow aus Mariupol und 30 Fotografien aus Odesa, Borodjanka, Charkiw, Cherson, Mykolajiw, den Regionen Sumy und Donezk, sowie die Texte über die Entstehung dieser Fotos, die die Autoren persönlich erlebt haben – eine Fotochronik des Krieges in der Ukraine im Zusammenhang mit der militärischen Invasion Russlands.

Mit Fotografien von: Marichka Bilous (Dnipro), Boris Bukhman (Odesa), Tetiana Fomenko (Kyiv), Sergiy Kononenko (Mykolajiw), Evgeny Sosnovsky (Mariupol), Nelli Spirina (Kyiv), Inna Yermakova (Luhansk / Kyiv), Volodymyr Zahrebelnyi (Kyiv)
Kuration: Elena Pagel und Iryna Guziy

Nach Beginn dieses umfassenden Krieges wurden Kameras in den Händen von Fotografen und auch einfachen Zivilisten zu einer „Waffe“, die der Welt die Verbrechen der Russischen Föderation vor Augen führte. Eine „Waffe“, mit deren Hilfe die Ukrainer der Welt die Wahrheit über den Krieg vermitteln, den Russland 2014 in der Ukraine entfesselte und im Februar 2022 eine groß angelegte Offensive startete.

Unsere Ausstellungsteilnehmer, Journalisten und Fotografen, sagen, dass sie mehr über diese Geschichte erzählen müssen, als Zeugen dieser katastrophalen humanitären Krise und der schrecklichen Aussicht zeigen, dass die ganze Welt in einen Krieg mit Russland hineingezogen werden könnte. Die ukrainischen Fotografen, die in dieser Ausstellung vertreten sind, dokumentieren die Zerstörungen unter Einsatz ihrer eigenen Sicherheit. Nicht alle von ihnen haben eine Akkreditierung der Sicherheitsbehörden für die Aufnahmen. Einige arbeiten unter der Gefahr einer Verhaftung, weil Aufgrund der militärischen Lage im Land, lauter Sicherheitsdienst, das Filmen an öffentlichen Orten zurzeit verboten ist. Ihr Mut und ihre Hingabe ermöglichen es uns, das Ausmaß der Verluste zu erkennen, die unsere Kultur in Konfliktzeiten erleidet. Die in der Ausstellung gezeigten Fotografien wurden von 2022 bis 2024 aufgenommen.

Fotografien für seine Diashow „Mariupol Diary“ hat Evgeny Sosnovsky (Mariupol) seit 2014 bis 2022 aufgenommen. Der erste Teil des Films zeigt das noch blühende Mariupol, wie es vor dem Krieg war. Die Geschichte, wie er und seine Familie 65 Tage lang eine Hölle durchlebte, ist im zweiten Teil des Films und im Begleittext erzählt.

Wenn wir über die Zerstörung von Baudenkmälern sprechen, handelt es sich zweifellos um ein Kriegsverbrechen. Es ist jedem klar, welche Folgen mehrtägiger Beschuss und Bombenangriffe haben können, dies betrifft vor allem große, dicht besiedelte Städte des Landes.

Es handelt sich um Orte von historischer und kultureller Bedeutung: Museen, historische und architektonische Gebäude, Archive, Bibliotheken, religiöse Gotteshäuser, Friedhöfe, Universitäten, Schulen, Kinos, Galerien, Theater und andere Kulturdenkmäler.

Ein Beispiel dafür ist der endlose Beschuss des Zentrums von Charkiw. In erster Linie leidet natürlich die Zivilbevölkerung, und es werden Baudenkmäler zerstört. Das Zentrum von Charkiw, das reich an architektonischen Denkmälern ist, verschwindet allmählich von der Bildfläche. Der Kulturpalast der Eisenbahner und andere herausragende konstruktivistische Gebäude aus den 20-30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden bereits schwer beschädigt. Auch Jugendstilgebäude sind beschädigt worden, einige so stark, dass sie nicht restauriert werden können.

In Odesa, als Beispiel, wurden die Christi-Verklärungs-Kathedrale (1808), Haus der Gelehrten (1832) durch Luftangriffe am 23. Juli und 23. September 2023 beschädigt – dokumentiert von Boris Bukhman.

Oder Bogoroditsky Kloster der Swjatogorsker Lawra (1526) – ein Höhlenkloster und ein bedeutender Pilgerort, der der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats bis 25 September 2023 gehört. Sie ist eines der bekanntesten orthodoxen Heiligtümer der Ukraine und liegt an den malerischen Kreidehängen am rechten Ufer des Sewerskij Donez in der Region Donezk, fotografiert von Inna Yermakova. Im Juni 2022 wurde Bogorodichne von russischen Truppen besetzt, die das Gebiet des Tempels einnahmen, das Heiligtum plünderten und ein Chaos hinterließen. Infolge der Besetzung wurde das Dorf Bogorodichne, das vor dem Krieg etwa 800 Einwohner hatte, völlig zerstört, und es gibt keine erhaltenen Gebäude mehr – alles ist bis auf die Grundmauern zerstört.

Neben den zerstörten, meist historischen Gebäuden sind auch die darin befindlichen Bestände und Sammlungen als extremen Schaden zu bezeichnen. Hinzu kommen Verluste an immateriellem Kulturerbe, die sich in Geld kaum messen lassen. Darüber hinaus sind russische „Eroberer“ damit beschäftigt, Wertgegenstände aus ukrainischen Museen und Kirchen zu klauen. Seit Russland seine Invasion in der Ukraine begonnen hat, sind Museumsmitarbeiter und Freiwillige in dem Land damit beschäftigt, Artefakte und Kunstwerke aus dem Kampfgebiet zu retten.

Putins Entscheidung, die Identität und Staatlichkeit der Ukraine in Frage zu stellen, hat die Frage der Zerstörung des kulturellen Erbes weit über ein hochspezialisiertes Problem hinaus gestellt – einige Ukrainer sehen darin den Beweis für eine Kampagne zur Zerstörung der ukrainischen Kultur.

 

Titelbild: Inna Yermakova, Bogoroditsky Kloster der Swjatogorsker Lawra (Region Donezk), fotografiert im Mai 2023


Diese Ausstellung wird gefördert von der Stiftung Osterberg für Kunst und Kultur.

Das Projekt wird gefördert durch das Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes im Rahmen des Förderprogramms »Wir für Sachsen«.

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