MAGnEUROPA Unsichtbare Synagogen

Herausgeber
Kultur Aktiv e.V.

Redaktion
Štěpán Bartoš

Übersetzung
Helena Jaklová

Layout/Entwurf
Simon Wolf

Sprache
Deutsch, Tschechisch

Projekt
Unsichtbare Synagogen

Printausgabe
3 Euro (+ Versandgebühren)
Verkauf im Büro oder Bestellung unter info@kulturaktiv.org

Digitale Ausgabe

© Kultur Aktiv e.V. | 2021

Inhalt

Auf dem Territorium, auf dem heute das Staatsgebilde Tschechische Republik liegt, herrschten während gewisser Zeitperiode des letzten Jahrhunderts zwei verbrecherische Regime, die unermessliche persönliche und materielle Schäden verursachten. Seit 1938 war es der deutsche Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit der aus der Sowjetunion importierte Kommunismus. Beide Totalitarismen hatten mehrere Gemeinsamkeiten. Eine davon war der Antisemitismus – ob lautstark vulgär deklariert in Deutschland oder teilweise getarnt als Kampf gegen den Zionismus in der stalinistischen Tschechoslowakei.
 Die Tragödien, die er für Millionen von Menschen verursacht hat, sind inzwischen allgemein bekannt. Neben den vergeudeten Leben brachte diese Zeit auch großen Schaden für die jüdische materielle Kultur.
 Seit dem Mittelalter stehen Synagogen im Zentrum des religiösen, erzieherischen und sozialen Lebens der jüdischen Gemeinden. Vor allem das 19. Jahrhundert brachte eine erhebliche Emanzipation mit sich, die sich nach außen hin in bemerkenswerten architektonischen Leistungen manifestierte, die oft von den vielfältigen Baustilen der Vergangenheit inspiriert waren.
 Die Synagoge wurde so zu einem unübersehbaren Bestandteil der Stadtgestaltung vieler tschechischer Städte und Dörfer. Manchmal als stattliches Tempel an einer prestigeträchtigen Adresse, anderswo und öfter als bescheidenes Gebäude im jüdischen Viertel des Dorfes.
Bereits die erste Hälfte des XX. Jahrhunderts brachte jedoch einen gewissen Niedergang. Einige jüdische Gemeinden verschwanden, das religiöse Leben konzentrierte sich in größeren Gemeinden, und viele Synagogen dienten nicht mehr religiösen Zwecken oder wurden nur noch sporadisch genutzt. Ein entscheidender Wendepunkt war das als „Kristallnacht“ bezeichnete Nazi-Pogrom im November 1938, das in einem Augenblick irreparable Schäden an den Gebäuden und vor allem an der Inneneinrichtung verursachte, die in dem damals bereits abgetrennten Gebiet der Tschechoslowakei geschändet und zerstört wurde.