Jugendliche aus der Ukraine, Russland und Deutschland kommen mit Einwohnern von Görlitz ins Gespräch
Unter dem Titel „Zoom In! – Memories of a Socialist Past“ kamen in Görlitz vom 14. bis 22. September 2019 junge Erwachsene aus der Ukraine, Russland und Deutschland zusammen. Gemeinsam beschäftigten sie sich während der Jugendbegegnung mit Erinnerungen an und Umgang mit dem Sozialismus in der Gesellschaft ihrer Heimatländer. Ein besonderer Höhepunkt waren Interviews zu DDR-Vergangenheit mit neun in Görlitz lebenden Menschen.
Wie wird Erinnerungskultur in der Ukraine, Russland und den Gebieten der ehemaligen DDR gelebt? Welchen Einfluss hat diese vergangene Zeit auch heute noch auf das Leben der nach der Wende geborenen Jugendlichen? Auf vielfältige Weise wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den drei teilnehmenden Länder herausgearbeitet. Nostalgische Produkte, die an die sozialistische Vergangenheit erinnern, werden in Teilen der drei Länder wieder hergestellt und vermarktet. Doch der Umgang etwa mit Denkmalen ist sehr unterschiedlich. Während in Russland neue Stalin-Denkmale aufgestellt werden, wurden in der Ukraine seit 2015 mehrere hundert Lenin-Statuen abgerissen.
Im zweiten Teil der Begegnung wurden die Grundlagen zur Führung von biographischen Interviews vermittelt und vorbereitet. Anschließend trafen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen auf in Görlitz lebende Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen. In knapp 2-stündigen Interviews erhielten sie Einblick in zehn verschiedene Sichtweisen auf das Alltagsleben in der DDR und/oder die Auswirkungen dieser Zeit auf das heutige Leben. „Es war wirklich spannend, in die Atmosphäre von Görlitz einzutauchen. Während der Interviews mit den hiesigen Einwohnern habe ich realisiert, wie ähnlich ihr Alltag in der DDR dem in der Sowjetunion war. Kein Geschichtslehrbuch kann die Gefühle von Menschen und ihre persönliche Haltung zur Vergangenheit so anschaulich machen, wie es dieses Projekt für mich getan hat,“ so Oleksandr Reshetkov, Teilnehmer aus der Ukraine. „War ein toller Nachmittag mit wirklich interessierten Jugendlichen, alle meine Befürchtungen haben sich zerschlagen,“ erwidert Diakon Torsten Schönfelder, ein Interview-Partner.
Daneben entstanden Porträtaufnahmen der Einwohner von Görlitz, die sich auf diese Gespräche eingelassen haben. Zitate der Interviews und die Fotografien werden online auf der Webseite des Projekts veröffentlicht.
„Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, ob und wie in den drei Ländern mit der sozialistischen Vergangenheit in der Gesellschaft umgegangen wird. Dem Thema haben sich unsere Teilnehmende mithilfe von Workshops, Interviews und Fotografie angenähert, die sie zum größten Teil selbst gestaltet haben,“ sagt die Leiterin der Begegnung Irena Lysenko vom Zentrum für Dialog und Versöhnung “Iskra” (Ukraine). Kooperationspartner sind Kultur Aktiv e. V. aus Dresden und Interra aus Russland. Anne Mühlich von der Kindervereinigung Leipzig e. V. hat als freie Trainerin mitgewirkt. Das Projekt wird gefördert im Programm „MEET UP! Deutsch-Ukrainische Jugendbegegnungen“ der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ), mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung und des Auswärtigen Amts.
Mehr Informationen unter facebook.com/zoom.in.meetup/ und kulturaktiv.org/zoom-in-memories-of-a-socialist-past/
Kontakt
Irena Lysenko , projects@ngo-iskra.org.ua
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