Rock4Peace

Im Verlauf des Jahres 2007 begab sich je eine Band aus den drei sächsischen Metropolen auf eine Reise der besonderen Art. Sie verließ ihren gewohnten Proberaum mit spezieller Mission: In drei mittel- und osteuropäischen Krisenregionen trafen sie auf ihre Musikerkollegen, lernten deren Arbeitsbedingungen kennen, diskutierten Probleme und Lösungsmöglichkeiten. Im Dezember präsentierten die Bands ihre Erlebnisse in Dresden, Leipzig und Chemnitz. Hier die Fakten:

– 15 Konzerte in

– 7 Ländern

– davon 2 ausgefallene Konzerte, eins aufgrund politischer Verhältnisse (Minsk), eins aufgrund der Straßenverhältnisse (Kutaissi)

– das 1. Konzert einer unserer Bands auf dem Roten Platz in Moskau

– das 1. Konzert einer sächsischen Band im Kosovo

– das 1. Konzert einer ausländischen Band überhaupt in Nagorny Karabach

– tausende ekstatische FansInnen (ca. 2.500 in den Klubs zzgl. SOLCHE in Moskau wo wohl über 10.000 da waren)

– 31 Tourtage

– 25.138 Tourkilometer

– etwa 1.500 Emails

– rund 1.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit

Als erste begab sich die Chemnitzer Band „Solche“ auf den Weg nach Minsk (Belarus) und bekam auch gleich einen deutlichen Einblick in Europas „letzte Diktatur“, denn das Konzert wurde von den Behörden abgesagt. Dennoch konnten Solche bereits auf ihrer über 11.000km langen Anreise u.a. über Novosibirsk, Jekatarinburg und Moskau einige Erfolge erzielen, sie ist wohl die bislang einzige sächsische Band, die jemals auf dem Roten Platz oder im Gorki Park vor zehntausenden Menschen spielen konnte.

SOLCHE auf dem Roten Platz Moskau, Mai 2007
SOLCHE vor dem Bus nach Tomsk

Im Juni packte das Dresdner „First Marraca$h World Session Orchestra“ ihren Tourbus Richtung Kosovo. Sechs Grenzen samt Zoll galt es zu überqueren, um sich in Priština einem durchaus offenen Publikum zu präsentieren. Ausführliche Gespräche mit dem Klubbesitzer sowie unabhängigen Plattenfirmen unterstrichen zum einen den Anspruch an staatliche Souveränität, zeigten aber zum anderen auch die deutlichen Einschränkungen, die ein Loslösen von Serbien ganz konkret für die Musiker mit sich bringt. In Anschluss krönte die Band die Feierlichkeiten des 40. Städtepartnerschaftsjubiläums Dresdens mit der mazedonischen Hauptstadt Skopje.

Marracash aus Dresden in Skopje
Marracash in Priština

Die abenteuerlichste Reise traten im September die Leipziger „Zen Zebra“ in die nicht anerkannte Republik Nagorny Karabach an. Auf dem zweiten Festival dieser Art und als erste ausländische Band überhaupt in Karabach wurden die Probleme schnell sichtbar. So musste die Technik aus dem benachbarten Armenien per LKW mühsam in die Berge gebracht werden. Die einzige Rockband Karabachs eröffnete den fast ausverkauften Abend, in dessen Verlauf sich herausstellte, dass die Band beim Staat festangestellt ist und mithin die wohl einzige staatliche Rockband der Welt.

ZenZebra vor dem Puppentheater in Jerewan
ZenZebra: erste ausländische Band in Karabach