Eine Tour durch England, Frankreich, Österreich, Ungarn und Tschechien haben die Jungs von Paisley im vergangenen Jahr gespielt. Das war mit Sicherheit ein Abenteuer, doch eine Konzerttour durch Russland ist nochmal ein ganz anderes Erlebnis. Das beginnt beim Zoll. Mit Koffern wertvoller Musikinstrumente einfach über die Grenze zu spazieren, daran gewöhnt man sich in der EU schnell. Wenn man das versucht, gibt es an der russischen Grenze aber eine böse Überraschung. Russisch schimpfende Zollbeamten konnten wir jedoch vermeiden. Paisleys Musikequipment wurde nicht beschlagnahmt, alle Visa waren gültig, niemand wurde verhaftet. Auch nicht beim Männerkuss auf dem Roten Platz. Der war keine reine Provokation sondern politisches Statement (ohne Zeugen, dafür auch ohne Nachspiel).
Nun galt es die Herzen des russischen Publikums zu erobern. Beim ersten Konzert in Moskau gelang das schon ziemlich gut. Trotz lauen Sommerwetters kamen viele Neugierige in den Kellerclub. Fazit des Abends: das Publikum war begeistert. Natürlich vor allem von der Musik. Aber auch die Tatsache, dass sich eine deutsche Band nach Russland aufmacht, sorgte für ungeahnte Sympathien.
Zusammen mit fünf russischen Bands in einem alten Reisebus, der auch schon in Deutschland in Gebrauch war, (siehe Beschilderung „Notausstieg“ oder „Bei der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen“) ging die Tour weiter. Zunächst nach Twer, einer alten Handelsstadt an der Wolga.
Dort gibt es einen Club mit dem Namen „Big Ben“. Überall sind Union Jacks und Bilder der roten Londoner Doppelstockbusse aufgehängt. Da hatten Paisley mit ihrem britischen Indie Rock natürlich Heimvorteil. Liam, Sänger der Band stammt aus der Nähe von Manchester, ein weiterer Grund, warum das Stammpublikum des Liveclubs besonders interessiert war.
Nach einer Nacht im Bus ging es dann mit leichter Übermüdung weiter nach Weliki Novgorod. Hinter einer unscheinbaren Plattenbaufassade versteckt sich ein Club, der sich alle Mühe gibt exklusiv zu erscheinen. Vodka und Bier waren trotzdem nicht all zu teuer. Zwar wurde der Raum nur mäßig voll, doch dass hielt Paisley nicht davon ab, alles zu geben. Die Gäste konnten sich über einen wunderbaren Sound und das bis dahin gelungenste Konzert freuen.
Nun steht Paisley im Serdce Club in St. Petersburg, macht Soundcheck für ein letztes Clubkonzert, bevor am Samstag die Tour mit einem Auftritt auf dem Revolution Open Air ihren krönenden Abschluss findet.
Luis, Schlagzeuger der Band sagt: „So eine Tour durch Russland gleicht schon einem Abenteuer. Da sind wir für die Hilfe von Kultur Aktiv sehr dankbar, die das möglich gemacht haben. Bei denen gehört der Künstleraustausch mit Osteuropa ja fast schon zum Tagesgeschäft.“
Im Rahmen des Projektes „Integra – Music and arts connecting people“ schickt Kultur Aktiv vier Bands auf Festivals in Russland, Ukraine, Tschechien und Mazedonien. Das Projekt wird durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsens sowie die Landeshauptstadt Dresden gefördert.