Nuslätta August 2023 – In Erinnerung an Ales Pushkin (1965 – 2023)

Menschen, die aufgrund von freier Meinungsäußerung oder subversiven Kunstaktionen ins Gefängnis müssen, gibt es bei uns seit dem Ende der DDR nicht mehr. Dies ist eine große Errungenschaft. Die Situation in Belarus stellt sich heute hingegen weiterhin ganz anders dar. So gibt es dort aktuell ca. 1.500 politische Häftlinge.

Liebe Kulturaktivist:innen,

Menschen, die aufgrund von freier Meinungsäußerung oder subversiven Kunstaktionen ins Gefängnis müssen, gibt es bei uns seit dem Ende der DDR nicht mehr. Dies ist eine große Errungenschaft. Die Situation in Belarus stellt sich heute hingegen weiterhin ganz anders dar. So gibt es dort aktuell ca. 1.500 politische Häftlinge.

Am 11. Juli 2023 ist der Künstler Ales Pushkin unter ungeklärten Umständen im Krankenhaus verstorben. Damit ist er bereits der vierte politische Gefangene seit den gefälschten Präsidentschaftswahlen 2020 in Belarus, der die Haft nicht überlebt hat. Ales hat sich an den Protesten nach den Wahlen natürlich beteiligt. Im März 2021 wurde er festgenommen, ein Jahr später wegen ‚Aufstachelung zum Hass‘ zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt. Wer mehr über Ales Pushkin erfahren möchte, dem sei ein Blick in unser Magazin partisanen 7 – Almanach für Unangepasstes oder der Mitschnitt seiner Performance 2017 in Bobr empfohlen. Seine Warnungen verhallten im belarusischen Dorf.

Warum bewegt uns dieses Schicksal besonders? Im Jahr 2016 ist Kultur Aktiv, Dank des Fotografen Janak Kouzel, auf die performativen Arbeiten von Ales aufmerksam geworden. In der Folge wurden von Janak angefertigte fotografische und filmische Dokumentationen des künstlerischen Schaffens mehrfach in Dresden präsentiert, etwa in der Galerie nEUROPA oder auf der Ostrale. Für das Jahr 2018 war ein Besuch bei Ales in seinem Heimatdorf Bobr geplant, um dort ein von ihm organisiertes Kunstfestival mit auszugestalten. Da die Fördermittel nicht bewilligt wurden, kam es nie zu dem direkten Austausch. Dies fühlt sich im Nachhinein umso bitterer an.

Statt sich von Hilflosigkeit beschleichen zu lassen, könnt ihr ganz konkret aktiv werden. Ein Bündnis belarusischer Organisationen hat zu einer Spendensammlung zur Unterstützung dieser Menschen aufgerufen. Mit der Aktion Briefe an Gefangene – gegen das Vergessen habt ihr die Möglichkeit, einzelnen Menschen einen persönlichen Gruß zukommen zu lassen.

Viele Grüße aus der Dresdner Neustadt!

P.S.: In den Räumen der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden befand sich bis zum Ende der DDR eine Stasi-Untersuchungshaftanstalt für politische Straftäter. Im Projekt zusammen.HALT laden wir gemeinsam mit der Gedenkstätte Jugendliche und junge Erwachsene ein, sich mit den Schicksalen dieser Häftlinge auseinanderzusetzen.

Titelfoto: Janak Kouzel, aus partisanen 7 – Almanach für Unangepasstes