One Caucasian Trip: Festival und Abenteuer von Kultur Aktiv EVS-Freiwilligen

Eine Geschichte über Kultur Aktiv EVS-Freiwillige, die sich mit Hilfe des Step Beyond Reisezuschuss auf die Reise in den Kaukasus gemacht haben.

Wer nie im Kaukasus war, weiß nichts über diese Region. Fotos, Videos, Musik, Literatur – nichts kann das Gefühl vermitteln, welches sich langsam, nur durch die Anwesenheit, in einem sammelt. Man braucht nur ein paar Tage um sich wie ein Einheimischer zu fühlen. Und dann wird man diese Region zumindest in seinen Träumen nie wieder verlassen, denn es bildet sich eine starke Bindung zu diesem Land. Doch um dieses Gefühl zu bekommen muss man da gewesen sein.

Ich war schon zuvor im Kaukasus, doch dieses Mal brachte mich kein touristische Sehnsucht in diese Region. Zur Zeit mache ich, ebenso wie meine polnische Kollegin Iwa, einen Europäischen Freiwilligendienst. Wir leben in Dresden und arbeiten für die Organisation Kultur Aktiv, welche ihren Fokus auf Osteuropa und den Kaukasus legt. Als wir von unserem Teamleiter vom One Caucasus Festival, welches in dem kleinen Dorf Tserakvi im Südosten Georgiens stattfindet, hörten, fanden wir die Idee des Festivals interessant und beschlossen als Freiwillige dort hin zu reisen.

One Caucasus Festival ist ein internationales Festival und langzeitiges Programm im Grenzland, um einen inspirierenden und sicheren Ort zu schaffen, an dem sich junge Menschen aus dem Kaukasus treffen können. Das Festival soll Freundschaften zwischen Nationen, Austausch, Musik, die globale und lokale Gesellschaft und Freiheit, man selbst zu sein, fördern. Für drei Tage kommen Menschen aus aller Welt nach Tserakvi um Musik, Gedanken, Wissen, Fähigkeiten und alles, was sonst noch möglich ist, zu teilen. Wir fanden diese Idee sehr cool, da solche Veranstaltungen extrem wichtig für die Gesellschaft sind, vor allem in solch kleinen Dörfern wie Tserakvi.

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Seit wir die Idee hatten, zu diesem Festival zu fahren, überlegten wir uns, was wir noch für Tserakvi tun können. Auf der einen Seite wussten wir selbst, was georgische Gastfreundschaft bedeutet, wie weise und freundlich die Menschen in diesem Land leben. Auf der anderen Seite glaubten wir, dass es nur durch die Reise durch kleine Dörfer und den Kontakt zu Einheimischen möglich ist, ein wirkliches Bild des Landes zu erhalten. So kamen wir auf die Idee, unser eigenes Projekt, welches wir “Humans of Tserakvi” (Menschen von Tserakvi) nannten, durchzuführen. Wir beschlossen, Einheimische zu treffen und ihre Geschichten zu erzählen.

Hier kannst du mehr über das Projekt “Humans of Tserakvi” lesen: HUMANS OF TSERAKVI: Das Gesicht des georgischen Dorfs

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In der Nacht, als wir am Flughaufen von Kutaisi ankamen, regnete es. An der Grenzkontrolle bekamen wir jeweils eine Flasche georgischen Wein als Geschenk vom Land und dann traten wir hinaus in die nasse Dunkelheit. Am nächsten Tag nahmen wir den Bus nach Tbilisi, dann nach Marneuli und nach Tserakvi. Der komplette Weg dauerte etwa 6 Stunden. Am Ende kamen wir an der Schule an, die fast am Anfang des Dorfes liegt und wo alle Freiwillen wohnten und auf deren Gelände das Festival stattfindet.

Es war unglaublich einfach, mit den anderen Menschen in Kontakt zu kommen – das Team des One Caucasus Festival war gut strukturiert und alle Personen lagen auf einer Wellenlänge. Es war ein echter Jugendaustausch und wir waren glücklich, ein Teil davon zu sein.

Während der ersten Tage halfen wir unserem Team, das Festival vorzubereiten, und zusätzlich gingen wir in das Dorf, um unsere Helden zu treffen. Wie schön es war, das Gefühl zu haben, sie schon Ewigkeiten zu kennen, obwohl wir erst seit 5 Minuten miteinander sprachen! Normalerweise luden uns alle Leute, mit denen wir sprachen, in ihre Häuser ein, um wenigstens einen Kaffee mit uns zu trinken – darum war unser Zeitplan am Ende des Tages wirklich durcheinander. Aber Zeit ist nicht wichtig, wenn man ehrliche Menschen trifft, die einem ihre Seele öffnen.

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Als das Festival startete, schlossen wir uns dem Dokumentar-Team an. Wir filmten viel und fingen so Konzerte, Meisterkurse, Besucher und Events, welche stattfanden, ein. Die Resultate unserer Dokumentararbeit werden später fertig gestellt und auf den Webseiten von Radio nEUROPA, Kultur Aktiv und anderen Plattformen präsentiert.

Ein großer Teil unseres Projektes waren Fotografie-Workshops, welche wir im Rahmen des Festivals hielten. Während zwei Tagen sprachen wir mit den Besuchern des Festivals über die wichtigsten Regeln beim Fotografieren, gaben Tipps, teilten einige Tricks mit und stellten Hausaufgaben. Der zweite Teil unseres Workshops war mobile Fotografie und Diskussion. Die Teilnehmer waren sehr motiviert und sie zeigten ihre Fotos den Zuschauern. Gemeinsam gingen wir noch auf Fotojagd. Jeden Tag berieten wir Menschen in Fragen über Fotografie, wir halfen ihnen die richtige Geschichte für ein Shooting zu finden, die Resultate zu editieren und wir inspirierten sie. Am Ende bekamen wir viel Feeedback und sehr schöne Bilder, welche auf der großen Leinwand gezeigt wurden.

Im Rahmen von One Caucasus versuchten wir alle Aktivitäten zu besuchen: die Kinder-Zone, das Offene Kino, verschiedenste Workshops, einschließlich Workshops für Aktivisten, Tanz und Theater. Am Abend genossen wir die Konzerte während wir auf der Bühne arbeiteten. Wir filmten und schossen Bilder von den Konzerten von Warsaw Horns (Polen), Shota Adamashvili (Georgien), Natural Born Lovers (Georgia/USA), The Bambir (Armenien), Mamadou Diouf (Polen/Senegal), Marneli (Georgien+Georgisch Aserbaidschanisch), Pako Sarr (Senegal), Caucasus Youth Project (Georgien/Armenien/Aserbaidschan) and GORDELA (Georgien).

Als das Festival für das Publikum endete, hieß es nicht, dass es für uns vorbei war. Wir trafen immer noch Einheimische für Humans of Tserakvi. Der letzte Abend war für uns ein wirklicher Höhepunkt der Reise. Wir waren zu einem Poetry-Abend in das Museum des berühmten georgischen Schriftstellers Mikheil Javakhishvili, der in Tserakvi geboren wurde, eingeladen. Obwohl es unmöglich war, georgische Poesie zu verstehen, waren wir dennoch von den Emotionen, die von den Lesern während des Abends ausgingen, stark beeindruckt.

Diese Reise gab uns eine große Gelegenheit, uns in den Kaukasus zu verlieben und etwas wichtiges für die lokale Gesellschaft zu tun. Durch die Unterstützung des STEP Beyond Travel Grant wurde sie Realität. Wir wollen der European Cultural Foundation für Vertrauen, Unterstützung und das Interesse an unserer Idee danken!

Darüber hinaus sind wir sehr dankbar für die Unterstützung von Kultur AktivFundacja Inna Przestrzeń und dem One Caucasus Festival.

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