"Что делать?" – Lenin zwischen Hopp und Pop

“Что делать?” – Lenin zwischen Hopp und Pop

date
20. März 2020 bis 30. September 2020
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location
Galerie nEUROPA
Bautzner Straße 49, 01099 Dresden, Deutschland
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Ausstellung
Eintritt bzw. Teilnahme kostenlos


Vernissage ABGESAGT
Zu passender Gelegenheit wird es eine Midissage oder Finissage geben. Die Einladunge erfolgt gesondert.

Öffnungszeiten
Mo-Fr
10:00-16:00

Eintritt frei
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Da aktuell durch Corona der Besuch in der Galerie nur eingeschränkt möglich ist, haben wir die Ausstellung online zugänglich gemacht.

„Ich kann an keinem Lenin vorbeigehen, ohne ein Foto zu machen.“ Das schreibt der polnische Schriftsteller Andrzej Stasiuk in seinem Roman „Der Osten“. Und so geht es heute – mit einigem historischen Abstand – vielen, die zwischen Krieg und Fall der Mauer in den Ländern des Ostblocks geboren wurden. Damals, als der Sozialismus noch real existierte, war die Figur Lenins allgegenwärtig. Er war einfach da, wie es schien: schon „immer“. Es fiel leicht ihn zu ignorieren. Doch, so fragt sich Stasiuk: „Habe ich den Schatten nicht bemerkt, in dem wir lebten?“

Der Verein Kultur Aktiv nimmt den bevorstehenden 150sten Geburtstag Lenins zum Anlass für eine Ausstellung, in der sehr unterschiedliche Ansätze für den Umgang mit den erhaltenen Leninstatuen gezeigt werden. Der Kanon der gezeigten Foto-Arbeiten reicht dabei vom klassischen Lenin-Museum in seiner Geburtsstadt Uljanowsk, über Parks für Sowjetskulpturen in Russland, der Ukraine, Ungarn und Litauen, bis hin zu einer Serie über den „Leninopad“, dem Sturz der Lenin-Denkmäler in der Ukraine. Außerdem werden verschiedene Positionen zur Geschichte des Dresdner Lenin-Denkmals erstmals zusammen gezeigt. Doch wozu brauchen wir heute eine Ausstellung zu Lenin?

Als Anführer der Oktoberrevolution und Gründer der Sowjetunion zählt Lenin zu den prägendsten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Da Stalin nach seinem Tod die alleinige Schuld am sowjetischen Repressionssystem, an den politischen Säuberungen, an den Gulag’s, an den Abermillionen Toten zugewiesen wurde, konnte Lenin zur „Ikone“ des kommunistischen Weltsystems erhoben werden. Überall in der Sowjetunion und in den Ländern des Ostblocks entstanden tausende Standbilder des kommunistischen Revolutionsführers.

Mit dem Zusammenbruch des Sozialismus vor nunmehr 30 Jahren verschwanden die Leninstatuen in fast allen Staaten des ehemaligen Ostblocks aus dem öffentlichen Raum. Mit dem Zerfall der Sowjetunion setzte sich dieser Prozess mit der „Dekommunisierung“ in den Republiken, die wieder ihre Unabhängig erlangten, fort. Nur in Russland, Belarus und Transnistrien blieben die Lenin-Denkmale weitestgehend erhalten.

Mit gleicher Vehemenz und Geschichtsvergessenheit, wie Lenin einst glorifiziert wurde, versuchte man nun, sich seiner Erinnerung zu entledigen. Seine Denkmale wurden vom Sockel gehoben oder gestürzt. Dann sollten sie schnell verschwinden, wurden zerschlagen, vergraben oder verkauft. Doch lassen sich Geschichte und Erinnerung zerschlagen, vergraben oder verkaufen?

Zwischen „Hopp“ – dem Verdrängen oder Vergessen der Geschichte – und „Pop“ – der erneuten Glorifizierung der Figur Lenins – bietet der historische Abstand heute diverse Möglichkeiten, sich unter neuen Gesichtspunkten mit seinem Wirken auseinanderzusetzen. “Что делать?” – „Was tun?“ Auch der Umgang mit seinen Denkmälern kann mit dem in den letzten Jahrzehnten hinzugewonnenen geschichtlichen Wissen neu bewertet werden.

Mit den Fotos von Niels Ackermann (CH), Aleksandr Sinelnikov (UA), Elena Pagel (RU/D), Matthias Rietschel (D), Matthias Schumann (D), Lothar Sprenger (D) und Jan Oelker (D), der die Ausstellung kuratiert hat, sowie den Dokumentationen von zwei Projekten, die der Münchner Bildhauer und Medienkünstler Rudolf Herz (D) mit dem Lenin-Denkmal vom Wiener Platz in Dresden initiierte, liefert diese Ausstellung ein visuelles Plädoyer für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der historischen Figur Lenins – weder „Hopp“ noch „Pop“.

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