Fotografie: Matthias Schumann
Parallel zur Kunst im Dialog -Veranstaltung in Königstein startete am 09. Oktober ein weiteres Sachsen im Dialog-Projekt: die heimSuchungen luden nach Oschatz.
Auftakt war der Oschatzer Dialog. In der heimeligen Wohnzimmeratmosphäre des E-Werk diskutierten unsere Gäste und zahlreiche Besucher im Goldfischglas. Sie saßen natürlich nicht im Wasser, gemeint ist hier die Diskussionsmethode Fishbowl, die in ihrer Anordnung an solch ein Gefäß und seine Betrachter erinnert. Das Format lädt zur Interaktion und Partizipation des Publikums ein, was auch gerne genutzt wurde. Dort fanden sich sowohl 80-jährige Oschatzer als auch jugendliche Mitglieder einer Theatergruppe zusammen – also genau die richtige Mischung für unterschiedlichste Perspektiven auf die Themen rund um “Dialog und Transformation in der deutschen Einheit”. Diskutiert wurde sowohl über individuelle Erfahrungen mit der Wende- und Nachwendezeit als auch über den Zusammenhang von Heimat und Fremde, Heimsuchungen und Heimfindungen, Verletzungen, Ressentiments sowie Empfänglichkeit für populistische Lösungen.
Am selben Ort und im kleineren Kreis arbeiteten am Samstag zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem intensiven Workshop weiter am Themenkomplex heimSuchungen. Das Workshop-Programm führte dabei von der Frage über das Verständnis von Heimat zur Betrachtung eigener Erfahrungen im Zuge der deutschen Wiedervereinigung bis hin zur gemeinsamen Suche nach Prinzipien und Strategien für eine Überwindung von Ressentiments und darin gründenden Populismus. Die kritischen Auseinandersetzungen im Workshop gaben den Beteiligten das Rüstzeug für eine souveräne Teilnahme an aktuellen demokratischen Diskursen an die Hand.
Bei kühlem, aber trockenem Herbstwetter folgte am Sonntag die Kunst im Dialog-Wanderung durch Oschatz. Es ging vom neuen Brunnen auf dem Altmarkt über den alten Brunnen auf dem Neumarkt zum O-Schatz-Park. Während des Spaziergangs konnten wir zusammen mit der Künstlerin Bianca Seidel weitere interessante Geschichten für „O Schatz, wo kommst du her?“ sammeln. Nach einem spontanen Abstecher ins Eisenbahn-Postkarten-Museum erreichten wir unser Ziel und konnten das Kunstobjekt im O-Schatz-Park einweihen. Es wurde vor Ort noch fleißig mit frischen Orten und Erzählungen gefüttert. Dabei kamen bis zu 30 Personen bei Kaffee, Kuchen und Gitarrenmusik ins Gespräch.
Das war ein prall gefülltes Wochenende mit spannenden Themen und aufschlussreichen Unterhaltungen. Wir bekamen eine gute Vorstellung davon, wie politisch aufgeheizt die Atmosphäre zwischen den Menschen teilweise ist. Das zeigte uns einmal mehr, dass Dialog sinnvoll und notwendig ist. Sachsen im Dialog stellt einen guten Impuls und eine geeignete Plattform für offenen und respektvollen Austausch dar – das wurde uns wieder bewusst. Es war aber auch schön mitzuerleben, wie leidenschaftlich, reflektiert und unterhaltsam über schwierige Themen diskutiert wurde. Dies stimmt uns freudig und macht Lust auf weitere Veranstaltungen dieser Art. Wir sind gespannt, ob es Beiträge von Bürgerjournalisten geben wird, denn die Veranstaltungen lieferten auf jeden Fall mehr als genügend Material.
Ein großes Dankeschön geht an unsere Partner und Partnerinnen vom Soziokulturellen Zentrum E-Werk Oschatz und O-Schatz-Park, an Bianca Seidel, Ricardo Glaser, Robert Müller, Jan Ludwig sowie an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das war ein sehr anregendes Wochenende in Oschatz.
Kunst im Dialog
„Kunst im Dialog“ möchte Raum für Begegnungen und einen Meinungsaustausch auf Augenhöhe schaffen, der herrschenden Konflikten entgegensteht und den gesellschaftlichen Zusammenhang schützen und stärken kann. Menschen sollen ins Gespräch gebracht werden und die ländliche Perspektive eine Stimme bekommen.
Dafür werden in drei Gemeinden aus dem ländlichen Raum – Königstein, Nebelschütz und Oschatz – biografischen Kurzfilme und Dialogwanderungen mit Bürger:innen vor Ort stattfinden.
Zeitraum
07.2021 – 12.2022
Projektkoordination
Marcus Oertel (Projektleitung)
Projektpartner
Werkstatt 26
E-Werk Oschatz
Steinleicht e.V.
Gefördert durch
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien