Nachbarschaft to go mit Farbe satt

Am 05. September waren die Dresdner Nachbarschaften beim Gastmahl «Dresden is(s)t bunt».

Text: Falk Goernert · Fotos: Yvonn Spauschus

Und irgendwann tauchte im Englischunterricht das Wort neighbourhood auf. Und irgendwann sprachen viele – altersgebunden und milieubezogen – von der hood als der Straße (und den anliegenden Wegen) auf der sie wohnen, dem Quartier, in dem sie alltäglich unterwegs sind, in dem die eigene Privatheit entfaltet und gelebt wird. Eine Miniatur des Großen und Ganzen mit zusammengewürfelten Menschen nebenan, in der Kontakt und (Un-)Verbundenheit an der Tagesordnung sind.

Stimmengewirr und Sprachenvielfalt, Augenkontakte und das Zueinander-Rücken auf der Bank, eine Galerie bunt bedruckter Stoffbeutel gehängt an dunklem Metallgestänge oberhalb eines Tisches … Wie ein lebendiger Organismus (ver-)wandelt sich unser Stand über mehrere Stunden. Als mobiles Siebdruck-Kommando angereist, sind die Menschen von uns eingeladen, sich über ihre Nachbarschaftserfahrungen, -sehnsüchte und  -pläne auszutauschen. Über die ausliegenden unbedruckten Bierdeckelpappen wandern Filzstiftminen und zeichnen u.a. Häuser an denen auffallend oft ein Stück Kuchen oder eine Tasse Kaffee vorbeifliegt. Mancher wählt eher den Ausdruck der Worte und hinterlässt eine Kette an Assoziationen, (Kindheits-)Erinnerungen oder Wünschen. Manchmal dauert dieses Aufzeichnen nur 1-2 Minuten, manchmal länger; begleitet durch Gespräche und das gemeinsame Herausfinden und Mitteilen. Als sichtbares Zeichen fertigen wir anschließend einer Taktstraße gleich farbige Stoffbeutel mit Nachbar-schaftsmotiven, die jede(r) mit durch sein oder ihr Leben nehmen kann. Wem dabei die Kraft ausgeht, der kann am Nachbartisch selbstgefertige „Energiebälchen“ von der Crew aus dem Schauspielhaus probieren: gelebte Nachbarschaft just do it!

Über 4000 gewechselte Worte, über 2500 Blickkontakte, über 200 Minuten Gespräche, über 120 Bierdeckelgeschichten, über 100 bedruckte Stoffbeutel … Dieser Nachmittag auf dem Schlossplatz war eine hood!Und punktgenau spielt die banda zum Ende auf. Und ich denke an meine Kindheit und die Vorstellung mit der eigenen Bande um unsere Häuser zu ziehen. Wir haben einfach beieinander geklingelt und los ging´s.

There is something happend in Dresden and it´s still going on. Augen auf: Die Nachbarschaftsbeutel sind los.

Dresdner Nachbarschaften
Damals, Heute, Morgen / Zuhören, Erinnern und Gestalten

In unseren Erzählcafés und Gesprächsrunden, Stadtteilrundgängen und Workshops wollen wir euch ermuntern, Geschichten zu erzählen und Visionen zu entwickeln.

Zeitraum
05-12.2022

Projektbeteiligte
Yvonn Spauschus (Projektleitung)
Anne Ibelings · Moussa Mbarek · Nadine Wölk (Workshopleitung)
Uta Rolland · Rosa Brockelt · Rosa Hauch · Falk Goernert (Dokumentation und Moderation)

Kooperationspartner:innen
JugendKunstschule Dresden · Omse e.V. · Löbtop e.V. · Quartiersmanagement Prohlis, Johannstadt und Gorbitz · Sigus e.V. · In Gruna leben e.V. · UFER-Projekte Dresden e.V.

Gefördert durch

Das Projekt wird gefördert vom House of Resources Dresden+