Die Treffpunkt ostZONE Veranstaltungen in der Altstadt fanden in Kooperation mit Volkshochschule Dresden e.V., Stรคdtische Bibliotheken Dresden und Verein der Vietnamesen in Dresden e.V. statt.
22.10.2021 – Marktcafรฉ
โDDR-Kunst. Erinnernโ mit den Kรผnstlerinnen Janina Kracht und Nadine Wรถlk
Die Kรผnstlerin Janina Kracht – Tochter von Friedrich Kracht – fรผhrt uns ein in baubezogene und angewandte Kunst in der DDR. 1958 Grรผndung der Produktionsgenossenschaft Bildender Kรผnstler โKunst am Bauโ: Das Leben und Arbeiten in der Stadt prรคgen im Sinne des Bildhauers Edmund Moeller. Spielplรคtze entstehen mitten in der Stadt, ein Elefant als Rutsche. Vom Unikat zur Serienproduktion. Welches Material und wie? Ein Formsteinsystem. Entwicklung von Betonformelementen mit der TU Dresden. 12 Grundelemente, unterschiedlich kombinierbar. Friedrich Kracht baut mit den Genossen Prรคgendes in der Altstadt, Prohlis, Gorbitz. Wandbilder. Brunnen. Bรคnke. Nach der Wende legt Dresden den Fokus auf Barock. Privatinitiativen retten ein Wandbild aus dem Sportgymnasium. Der Brunnen am Neustรคdter Markt hat endlich Denkmalschutz.
Nadine Wรถlk mag Module und Formen. Drei Grafiken sind entstanden: Das Portrait von Friedrich Kracht vor einer Fassade mit seinen Formsteinelementen.
Nadine Wรถlk
„Parallel zu dem Marktcafรฉ von Janina Kracht รผber die Entwicklung der Formensprache ihres Vaters Friedrich Kracht in der DDR im Kontext von Kunst am Bau, habe ich drei verschiedene Grafiken in blau-weiร mit dokumentenechten Kugelschreibern erarbeitet. Je lรคnger ich mich mit Friedrich Kracht und Karl-Heinz Adler beschรคftigte, umso mehr wollte ich die Grafiken stilistisch eher monochrom und in der Gesamtwirkung reduziert halten und bin von farbigen Alternativen abgerรผckt.
In diesen drei Grafiken nรคhere ich mich erst sehr portrรคthaft Friedrich Kracht, zumal ich im Internet nur ein Foto (auf Wikipedia) von ihm finden konnte. Auf den anderen zwei Grafiken entferne ich mich immer weiter von ihm, indem er am Ende nur noch Schemen- und umrisshaft zu erkennen sein wird. Dadurch gewinnt die von ihm entwickelte Formensprache nach und nach immer mehr die Oberhand und wie von ihm erdacht, brechen sich die Formen im Licht und Schatten oder verschwinden ganz in der Dunkelheit. Sie sind fortwรคhrend im Begriff, sich aufzulรถsen, neu zusammenzusetzen oder beinah zu verschwinden. Dieses spannende Wechselspiel zwischen positiven Formen und deren negativen Entsprechungen, Formen, welche oft nur รผbrig gebliebene Fragmente sind, haben mich grafisch und formal durch ihre spezielle รsthetik sehr in ihren Bann gezogen.“ (Nadine Wรถlk)
22.10.2021 – Stadtteilspaziergang
โAuf den Spuren von Friedrich Krachtโ mit der Kรผnstlerin Janina Kracht
Konsequent kollektive, kรผnstlerische Arbeit. In Dresden. Janina zeigt uns die mit dem Baugeschehen verknรผpfte Kunst in der Altstadt. Kracht-Fassaden mit dem seriellen Formsteinsystem. Eine Sรคule in der Apotheke. Schon tausendmal vorbeigelaufen, nie wahrgenommen. Einsame Denkmรคler in unvermuteten Ecken. Die beeindruckende Gestaltung und Ausstattung vieler Innenhรถfe. Gesprรคche รผber das Leben mitten in der Stadt. Wandgestaltung auf der Prager Straรe. Mosaikartig? Formsteinsystem. Jetzt versteckt, eine zweite Reihe wurde davor gebaut. Dann die vielen Brunnen. Harmonisch mit Sitzbรคnken. Doch nur noch wenige Originale stehen. Viele Pusteblumen sind verschwunden. Ein kalter Wind weht. Auf dem Rรผckweg: Der Form-Elefant in einem Hinterhof. Spielplatz und Kunst. Begeisterung.
Janina Kracht vertiefte die โKunst am Bauโ mit uns. An mitgebrachten 3D-Gipsformsteinen probieren wir Farbkombinationen aus. Es Grau belassen wollte niemand.
23.10.2021 – Podiumsgesprรคch
Zuwanderung in der DDR โ ein Gesprรคch mit ehemaligen Vertragsarbeitern aus Vietnam
mit Hung Cao The (ehem. Vertragsarbeiter), Bui Truong Binh (Vorsitzender – Verein der Vietnamesen in Dresden e.V.), Hai Vuong Tuan (ehem. Vertragsarbeiter), Martรญn Iglesias Taboada (Dresdner Migrationsgeschichten – Auslรคnderrat Dresden e.V.)
Moderation: Marcus Oertel | Live-Visualisierung, Dokumentation: Anja Maria Eisen
1974. Bui Truong Binh war einer der ersten, die aus Vietnam kamen. Vier Stunden Deutsch Unterricht. Vier Stunden Schlosserei. Hung Cao The kam 1979. Einsatz an den Maschinen. Soll zu 110 % erfรผllt. Vom Lohn schickten sie Motorrรคder und Nรคhmaschinen nach Hause. Es ging ihnen gut. Hai erzรคhlt von den Wochenenden. Nรคhen der Jeanshosen. Und Chillhosen. Sehr begehrt. Auf die Wende folgt die Abwicklung der Betriebe. 12.000 Vietnamesen in Dresden. Hung zeigt seine Kรผndigung der Bekleidungswerke Freital. Chaoszeit. Skinheads. Nach Hause? Viele bleiben. Schritte in die Selbststรคndigkeit. Textilhandel, Getrรคnke, Zigaretten. Schneidereien. 1998 Grรผndung des Vereins der Vietnamesen in Dresden e.V. Wir sind Dresdner. Wunsch fรผr die Zukunft: Doppelstaatsangehรถrigkeit. Fragen aus dem Publikum: Gab es Rassismus? Nein. Luis Mazuze hรคlt dagegen: Gaststรคttenbesuche ohne Bedienung der Mosambikaner. Bruderland? Anja Maria Eisen gestaltet Erinnerungscollagen.
Das Projekt Treffpunkt ostZONE. Erinnern und gestalten wird gefรถrdert durch das House of Resources Dresden +. Diese Maรnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sรคchsischen Landtag beschlossenen Haushaltes im Rahmen des Landesprogrammes Integrative Maรnahmen.













