Fotos: Oliver Kratz
Mit den Dresdner Nachbarschaften konnte man in den vergangenen Monaten bei Workshops, Rundgängen und Erzählcafés verschiedene Stadtteile und Menschen vor Ort neu entdecken.
Wer kennt es nicht: man wohnt Tür an Tür, kennt sich oder kennt sich doch nicht, hilft einander oder ahnt manchmal gar nicht, dass nebenan Hilfe gebraucht wird. In einer Stadt wie Dresden mit unzähligen Bewohnern hat jede und jeder mindestens eine Nachbarin oder einen Nachbarn mit ganz eigenen Geschichten. Deshalb haben wir in diesem Jahr rund um das Projekt „Dresdner Nachbarschaften – Damals, Heute, Morgen“ gemeinsam mit langjährigen Partnern aus verschiedenen Stadtteilen dazu eingeladen, Initiativen und kleine Oasen direkt um die Ecke zu besuchen und den Menschen, die sich vor Ort engagieren, zu begegnen.
Wir können auf gut 30 Veranstaltungen mit über 650 Nachbarinnen und Nachbarn in acht Stadtteilen zurückblicken: unterwegs in Gruna, Löbtau, Gorbitz, Prohlis und der Johannstadt sowie kleinen Abstechern in die Altstadt, Neustadt und nach Strehlen. Das alles war nur möglich durch das Engagement und die Unterstützung von einem Dutzend Ehrenamtlern, Wortakrobaten, Grafikern, Kreativen und Künstlerinnen.
Die Begegnungen, der Austausch und die gemeinsamen Veranstaltungen mit zahlreichen Vereinen, Initiativen und engagierten Stadtteilgruppen haben gezeigt, wie wichtig gute Nachbarschaften sind. „Immer wieder kam die Frage auf, warum wir dieses Projekt machen. Es ist ganz einfach: Weil es wichtig ist, dass wir unser Gegenüber kennen.“, berichtet Projektleiterin Yvonn Spauschus. „Jeder Mensch hat seine Geschichte, aber eines eint uns alle: Wir leben zusammen auf diesem Planeten, in dieser wunderbaren Stadt. Niemand muss sich allein und einsam fühlen. Jeder kann sich auf den Weg machen in eine Gemeinschaft, in der er Freunde finden kann oder einfach das in Gesellschaft-Sein genießt.“
„GEGENÜBER – Ein Blick aus dem Fenster“
Um Danke zu sagen und gemeinsam zu feiern, haben wir am 1. Advent zum Abschlussfest auf die Höhen im Dresdner Westen eingeladen. Mehr als 70 interessierte Nachbarinnen und Nachbarn – und zwar nicht nur aus Gorbitz! – kamen im Club Passage (unter Trägerschaft der JugendKunstschule Dresden) zusammen. Ein besonderer Ort: als Stadtteilkultureinrichtung seit 1986 eine feste Größe in Gorbitz mit vielfältigen Angeboten und Veranstaltungen für Jung und Alt. Ein “Wohngebietsclub” mit Tradition, aber ganz gewiss nicht eingestaubt. Auch wir waren in den letzten Jahren mit eigenen Aktionen immer wieder gern zu Gast.
Die Nachbarschaftswerkstatt Gorbitz, (eine Anlaufstelle der Integrationsgesellschaft Sachsen), die Jugendliche und Erwachsene mit gemeinnützigen Arbeitsgelegenheiten dabei unterstützt “Fuß zu fassen”, umsorgte die Gäste mit selbstgebackenem Stollen und Adventsplätzchen. Und nicht nur am mobilen Kaffeestand von Café für Alle, einer Nachbarschaftsinitiative aus der Johannstadt, die dank Lastenrad Heißgetränke dort anbieten kann, wo sie gebraucht werden, kamen wir ins Plaudern.
Die Ausstellung „GEGENÜBER – Ein Blick aus dem Fenster“ gibt einen Einblick in die unzähligen Gespräche, geteilten Geschichten und die Bildgeschichten in selbtgestalten Erinnerungsbüchern, die während des Projekts entstanden sind. Wer die Eröffnung verpasst hat, kann die Ausstellung noch bis Ende Januar 2023 kostenfrei besuchen! — Mo-Fr von 10-14 Uhr — sowie während Veranstaltungen des Club Passage.
Außerdem konnte man in der liebevoll gestalteten Nachbarschaften-Broschüre schmökern und weiter eintauchen in die kleinen Oasen des Miteinanders u.a. in Gruna, Löbtau, Gorbitz, Prohlis und der Johannstadt. Sie fasst besondere Berichte und Zitate zusammen, z.B. Geschichten über einen „Sommerspaziergang in Löbtau“, „Vielfältige Nachbarschaften in Prohlis“ oder über „Paul, den Tausendsassa“, der bis weit in seine 80er die Sonntagszeitung an einem kleinen Stand in Gorbitz verkaufte, seine Schwätzchen hielt und die Zeitung so manchem Nachbarn sogar bis nach Hause gebracht hat.
Noch keine Broschüre erhalten?
Ihr möchtet Exemplare der Nachbarschaften-Broschüre in eurer Organisation oder im Stadtteil auslegen? Dann kontaktiert uns – unter info@kulturaktiv.org oder 0351 811 37 55 – und wir schicken Euch gerne weitere Broschüren zu.
Es kommt also auf die Menschen an, die neugierig sind, die bewegt sind und Dinge bewegen. Sie sind es, die den Nachbarschaften in Dresden ein Gesicht geben und sie zusammenhalten.
So bunt wie die Gäste an diesem Sonntag-Nachmittag – sie kamen aus Gorbitz, aus der Johannstadt, Prohlis, Löbtau, aus der Neustadt, Gruna, der Südvorstadt u.v.m. – waren auch die Veranstaltungen der Dresdner Nachbarschaften. Davon konnte sich auch ein besonderer Besucher – Staatssekretär Sebastian Vogel (Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) – überzeugen.
Neugierig geworden?
Diese Feier war nicht Ende oder Abschluss, sondern vielmehr Rückenwind: weiterzumachen, aufeinander zuzugehen und Gemeinschaft zu ermöglichen – mit und für die Nachbarschaft – mal näher, mal ferner.
Das Projekt „Dresdner Nachbarschaften“ war und ist nicht nur ein Blick durchs Schlüsselloch, sondern ein Türöffner! Schaut doch auch einmal bei alten und neuen Nachbarn rein, geht bei den Initiativen und Vereinen in eurem Stadtteil vorbei! Es gibt so viele Geschichten zu entdecken! Wir bleiben den verschiedenen Nachbarschaften auf alle Fälle treu, neue Ideen und Unterstützer sind immer gern gesehen.
Dresdner Nachbarschaften
Damals, Heute, Morgen / Zuhören, Erinnern und Gestalten
In unseren Erzählcafés und Gesprächsrunden, Stadtteilrundgängen und Workshops wollen wir euch ermuntern, Geschichten zu erzählen und Visionen zu entwickeln.
Zeitraum
05-12.2022
Projektbeteiligte
Yvonn Spauschus (Projektleitung)
Anne Ibelings · Moussa Mbarek · Nadine Wölk (Workshopleitung)
Uta Rolland · Rosa Brockelt · Rosa Hauch · Falk Goernert (Dokumentation und Moderation)
Kooperationspartner:innen
JugendKunstschule Dresden · Omse e.V. · Löbtop e.V. · Quartiersmanagement Prohlis, Johannstadt und Gorbitz · Sigus e.V. · In Gruna leben e.V. · UFER-Projekte Dresden e.V.
Gefördert durch
Das Projekt wird gefördert vom House of Resources Dresden+