🔊 | Raus mit der Sprache

In allen Sprachen der Welt gibt es Sprichworte. Was eignet sich besser als ein Sprichwort, wenn man jemandem eine Lebensweisheit oder eine Ermahnung mit auf den Weg geben will? Durch blumige Redewendungen kommt noch die ernsteste Belehrung mit einem Augenzwinkern daher.
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Doch damit hört die Gemeinsamkeit auch schon auf: Auch wenn manche Sprichwörter sehr weit verbreitet sind, hat doch jede Sprache, jede Kultur, ihre eigenen geflügelten Worte. Denn meistens wurzeln Sprichwörter in der Alltagserfahrung: „Das Leben ist kein Ponyhof“ sagt man natürlich nur dort, wo es viele Ponyhöfe gibt.

So entstand die Idee, eine Sammelaktion für Sprichworte und Redewendungen ins Leben zu rufen. Den ganzen Sommer über waren wir mit unserem Team an verschiedenen Stadtteilfesten und Aktionstagen präsent, haben Workshops und Interviews durchgeführt und immer wieder gefragt: „Gibt es in deiner Muttersprache eigentlich auch folgenden Ausdruck …?“

Viele Lebensweisheiten ähneln sich, verwenden aber ganz anderer Bilder. Dass es in Deutschland „Bindfäden“ regnet, kommt einem Engländer bestimmt komisch vor. Schließlich sagt man in England bei Starkregen „it’s raining cats and dogs“ – es regnet Hunde und Katzen. Wenn man in Deutschland das „schwarze Schaf“ in einer Gruppe sein kann, ist man andernorts eher eine „weiße Krähe“. Stolpert man über die Teppichkante, so hat man in Deutschland Tomaten, in Italien Salami und in Indien Kürbisse auf den Augen.

Das Schöne an Sprichwörtern ist, dass sie fast immer aus Bildern bestehen oder zumindest bildlich dargestellt werden können. Also hieß es: Sprichwörter malen! Auf Papptellern, die mit ihrem gerippten Rand fast wie gerahmt aussehen, oder auf buntem Papier wurden die schönsten Sprichwörter aus Deutschland und aus anderen Kulturen festgehalten: ein Elefant, der im Porzellanladen mit Tellern und Tassen jongliert, ein Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt, oder auch eine Wurst mit zwei Enden.

Interessanterweise ist Sprichwörter zu sammeln aber viel leichter gesagt als getan. Man versuche einmal, auf Anhieb (und ohne zu googeln), so viele Redewendungen wie möglich aufzusagen! Da steht man sprichwörtlich erstmal auf dem Schlauch. Meistens fällt einem ein Sprichwort ja nur im geeigneten Moment ein. Dafür sind sie schließlich da.

Doch die Mühe lohnt sich. Denn „der Weg ist das Ziel“. Sich über die Verschiedenheit von Sprichwörtern auszutauschen, ist ein bemerkenswert guter Anlass, um ins Gespräch zu kommen. Ein Sprichwort ist wie ein Fenster in die Gedankenwelt, die sich hinter der Sprachbarriere verbirgt. Und die Bilder auf den Papptellern laden dazu ein, ein Ratespiel daraus zu machen. Welches Sprichwort ist wohl darauf dargestellt? Und warum hat es sich wohl in der jeweiligen Sprache eingebürgert? Welche historischen und kulturellen Begebenheiten haben dazu geführt? Schon Miguel de Cervantes, der Autor von Don Quijote, soll einmal gesagt haben, ein Sprichwort sei „ein kurzer Satz“, der sich „auf lange Erfahrung“ gründe.

In diesem Sinne seien Sie eingeladen, die Ergebnisse der Sammelaktion zu betrachten und zu erraten. Denn „ein Bild“ sagt bekanntlich mehr als „tausend Worte“ …

Birthe Mühlhoff


Dresden spricht …

Workshops, Rundgänge, Schreib- und Druckwerkstätten unter dem Motto „Sprache und Schrift. Dresden spricht viele Sprachen“

Zeitraum
03-12.2024

Projektbeteiligte
Yvonn Spauschus (Projektleitung)
Yulia Vishnichenko · Moussa Mbarek · Nadine Wölk · Rosa Brockelt · Yuliya Firsova · Martin Mannig (Workshopleitung)
Rosa Brockelt · Rosa Hauch · Falk Goernert · Birthe Mühlhoff (Moderation und Dokumentation)
Adina Rieckmann · Lydia Hänsel (Tourguides)
Inge · Mahsa · Karin (Ehrenamtliche Hilfe)

Kooperationspartner:innen
JugendKunstschule Dresden – Standort Passage, Omse e.V., Nachbarschaftshilfeverein, Stadtteilverein Johannstadt e.V., Malteser Hilfsdienste e.V., Montagscafé am Staatsschauspiel Dresden sowie Chinesisch-Deutsches Zentrum e.V., Lebenshilfe Dresden e.V., GEH8 Kunstraum und Ateliers e.V., Umweltzentrum Dresden – ABC Tische, Internationale Gärten Dresden e.V, ColumbaPalumbus e.V., Ausländerrat Dresden e.V., Blinden- und Sehbehindertenverband, Löbtop e.V. und viele mehr

Gefördert durch

Das Projekt wird gefördert durch das Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes im Rahmen des Landesprogrammes Integrative Maßnahmen.