🔊 | Zurück in die Zukunft. Neues altes Bauen aus dem Übersetzerbüro

Gebäude sind Wächter der Identität und Architektur mithin identitätsstiftend. Frei nach dem Motto: Zeig mir, wie Du baust und ich sage Dir, wer Du bist. Und jedes gebaute Haus der Dresdner Nachbarschaften spricht also von der Gesellschaft, in der es entstanden ist, von deren Verhältnis zu den Menschen, der Natur …

Text: Falk Goernert · Fotos: Yvonn Spauschus
Sprecherin: Rosa Hauch

„Ich kann jetzt interviewt werden“, ruft Hongfeng über den Tisch in den Raum hinein. Sie ist Informatikerin, arbeitet u.a. als Dolmetscherin und Übersetzerin sowie als Beraterin im unternehmerischen Bereich. Wir sind nach unserer Premiere im vergangenen Jahr wieder zurück im Deutsch-Chinesischen Zentrum in Alt-Strehlen und dieses Mal rollt Hongfeng den Bauplan aus. In der kommenden Stunde geht es um eine zu bauende Visi­on, eine Dreieinigkeit aus traditioneller chinesischer Architektur bzw.  Gestaltung, nach­haltigem zeitgenössischem ökologischen Bauen und dem multifunktionalen Ge­brauch von Gebäuden. Mit an Bord, so berichtet Hongfeng, sind mehrere Mitdenker:innen, u.a. aus Australien und den USA. Via Zoom wurden (erste) Gestaltungsideen kreiert, wurde entworfen und gemeinsam erörtert.

In Stichpunkten: Ziel ist ein kulturübergreifendes oder besser -vermit­telndes Architek­turprojekt zur Schaffung eines interkulturellen Begegnungs-, Lern- und Veranstaltungs­ortes. Ort des Geschehens soll ein Grundstück von ca. 2.500 m² bei Dresden sein. Zwei Gebäu­de sind hierfür vorgesehen. Das eine längs an der Grundstücksgrenze für Empfang, Über­nachtung, Seminare etc. mit der regionaltypischen Fachwerk-Fassadengestaltung. Mit ei­nem Flachdach als Gartenter­rasse, auf welcher chinesische Kräuter, verschiedene Gemü­searten und Blumen gepflanzt und geerntet werden sollen, um sie dann sogleich in dem benachbarten Dachbistro anzu­bieten. Das andere Gebäude (klassisch länglich im Grund­riss) liegt quer im Grundstück; in Holzständerbauweise angedacht mit einem umlaufen­den, den Gebäudeaußenmauern folgenden innen liegenden Gang, wie er für traditionel­le chinesische Bauten charakteris­tisch ist. Lehm trifft auf Holz als Putzmaterial im Innen­raum. Dazu eine doppelte Glasfassade (gedacht als mobiles Element) – Wärmedämmung und Hitzeschutz in einem als Blicköffner in den Garten. Die Rauminnengestaltungen sol­len insgesamt den Prinzipien des Feng Shui folgen; die gesamte Architekturanordnung und Gebäudeausrichtung den fünf Elementen entsprechen. „Wenn wir bauen, bauen wir et­was Besonderes. Wir wollen et­was anbieten und die Augen öffnen“, meint Hongfeng und ich höre darin Stolz auf und zugleich Wertschätzung für die eigene Kultur verbunden mit dem Anliegen, in einen Transfer zu gehen.

Am anderen Ende des Tisches – genau gegenüber von uns – sitzt Karin. Bei ihr ist ein Bauboom ausgebrochen. Und als ob sie sich abgesprochen hätten, geht es auch hier (wieder) um ursprüngliche Arten des Bauens, fern unserer westlichen Kultur: Einfache Bauweisen mit einfachen, natürli­chen Materialien. Aus einer umgedrehten Elektrogerä­teverpackung, bemalt u.a. mit lehmbrauner Wandfarbe, entsteht so ein Häuserkonglo­merat in Assoziation etwa zum  jemenitischen Shibam oder Sanaa. Oder ein Palmenhaus aus Papier geschnitten oder … Von ganz anderer Art ist das Kokodilhaus von Lemei Jiang. Sie mag eine Art Nest bauen. Und gleich nebenan gestaltet Huan Chen ein Hausboot, in welchem sich verschiede­ne Elemente bewegen: „Unser Leben ist oft ruhig. Dann brau­chen wir Kunst, um in Bewe­gung zu sein.“


Mehr Informationen

Chinesisch-Deutsches Zentrum e.V.
Altstrehlen 5 · 01219 Dresden
Ansprechpartner:innen: Si Cao (Chinesisch Deutsche Sprachecke), Andreas Opfermann (Medien- und Öffentlichkeitsarbeit)

Mail: mail@huadezhongxin.org · Telefon: 0351 459 34 63


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Gefördert durch

Das Projekt wird wird gefördert durch das Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes im Rahmen des Landesprogrammes Integrative Maßnahmen.