Text: Falk Goernert · Fotos: Yvonn Spauschus
Sprecherin: Rosa Hauch
„Ich kann jetzt interviewt werden“, ruft Hongfeng über den Tisch in den Raum hinein. Sie ist Informatikerin, arbeitet u.a. als Dolmetscherin und Übersetzerin sowie als Beraterin im unternehmerischen Bereich. Wir sind nach unserer Premiere im vergangenen Jahr wieder zurück im Deutsch-Chinesischen Zentrum in Alt-Strehlen und dieses Mal rollt Hongfeng den Bauplan aus. In der kommenden Stunde geht es um eine zu bauende Vision, eine Dreieinigkeit aus traditioneller chinesischer Architektur bzw. Gestaltung, nachhaltigem zeitgenössischem ökologischen Bauen und dem multifunktionalen Gebrauch von Gebäuden. Mit an Bord, so berichtet Hongfeng, sind mehrere Mitdenker:innen, u.a. aus Australien und den USA. Via Zoom wurden (erste) Gestaltungsideen kreiert, wurde entworfen und gemeinsam erörtert.
In Stichpunkten: Ziel ist ein kulturübergreifendes oder besser -vermittelndes Architekturprojekt zur Schaffung eines interkulturellen Begegnungs-, Lern- und Veranstaltungsortes. Ort des Geschehens soll ein Grundstück von ca. 2.500 m² bei Dresden sein. Zwei Gebäude sind hierfür vorgesehen. Das eine längs an der Grundstücksgrenze für Empfang, Übernachtung, Seminare etc. mit der regionaltypischen Fachwerk-Fassadengestaltung. Mit einem Flachdach als Gartenterrasse, auf welcher chinesische Kräuter, verschiedene Gemüsearten und Blumen gepflanzt und geerntet werden sollen, um sie dann sogleich in dem benachbarten Dachbistro anzubieten. Das andere Gebäude (klassisch länglich im Grundriss) liegt quer im Grundstück; in Holzständerbauweise angedacht mit einem umlaufenden, den Gebäudeaußenmauern folgenden innen liegenden Gang, wie er für traditionelle chinesische Bauten charakteristisch ist. Lehm trifft auf Holz als Putzmaterial im Innenraum. Dazu eine doppelte Glasfassade (gedacht als mobiles Element) – Wärmedämmung und Hitzeschutz in einem als Blicköffner in den Garten. Die Rauminnengestaltungen sollen insgesamt den Prinzipien des Feng Shui folgen; die gesamte Architekturanordnung und Gebäudeausrichtung den fünf Elementen entsprechen. „Wenn wir bauen, bauen wir etwas Besonderes. Wir wollen etwas anbieten und die Augen öffnen“, meint Hongfeng und ich höre darin Stolz auf und zugleich Wertschätzung für die eigene Kultur verbunden mit dem Anliegen, in einen Transfer zu gehen.
Am anderen Ende des Tisches – genau gegenüber von uns – sitzt Karin. Bei ihr ist ein Bauboom ausgebrochen. Und als ob sie sich abgesprochen hätten, geht es auch hier (wieder) um ursprüngliche Arten des Bauens, fern unserer westlichen Kultur: Einfache Bauweisen mit einfachen, natürlichen Materialien. Aus einer umgedrehten Elektrogeräteverpackung, bemalt u.a. mit lehmbrauner Wandfarbe, entsteht so ein Häuserkonglomerat in Assoziation etwa zum jemenitischen Shibam oder Sanaa. Oder ein Palmenhaus aus Papier geschnitten oder … Von ganz anderer Art ist das Kokodilhaus von Lemei Jiang. Sie mag eine Art Nest bauen. Und gleich nebenan gestaltet Huan Chen ein Hausboot, in welchem sich verschiedene Elemente bewegen: „Unser Leben ist oft ruhig. Dann brauchen wir Kunst, um in Bewegung zu sein.“
Mehr Informationen
Chinesisch-Deutsches Zentrum e.V.
Altstrehlen 5 · 01219 Dresden
Ansprechpartner:innen: Si Cao (Chinesisch Deutsche Sprachecke), Andreas Opfermann (Medien- und Öffentlichkeitsarbeit)
Mail: mail@huadezhongxin.org · Telefon: 0351 459 34 63
Dresdner Nachbarschaften – sichtbar, vernetzt, engagiert!
Nachbarschaften sind überall – wir sind mittendrin. Mit Stadtteilspaziergängen, Gesprächen im Grünen, Kreativ-Workshops, Ausstellungen u.v.m.
Zeitraum
05-12.2023
Projektbeteiligte
Yvonn Spauschus (Projektleitung)
Yulia Vishnichenko · Moussa Mbarek · Nadine Wölk · Nazanin Zandi (Workshopleitung)
Rosa Brockelt · Rosa Hauch · Falk Goernert (Moderation und Dokumentation)
Kooperationspartner:innen
Club Passage / JugendKunstschule Dresden · Omse e.V. · Chinesisch Deutsches Zentrum e.V. · Treffpunkt Prohlis / Malteser Hilfsdienst e.V. · Stadtteilverein Johannstadt e.V. · Neues Volkshaus Cotta / Konglomerat e.V. · Montagscafé / Staatsschauspiel Dresden · Freizeitclub / Lebenshilfe Dresden e.V. · Quartiersmanagement Prohlis, Johannstadt und Gorbitz
Gefördert durch
Das Projekt wird wird gefördert durch das Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes im Rahmen des Landesprogrammes Integrative Maßnahmen.