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Ein Eräugnis im Filzstift-Gebiet: drei Kapa-Platten und ein Wimmelbild entstehen an einem September Nachmittag in einem Neustädter Hinterhof.

Text: Falk Goernert · Fotos: Yvonn Spauschus
Sprecherin: Rosa Hauch

Ein Eräugnis bei den Dresdner Nachbarschaften, aufgezeichnet von drei Kapa-Platten am 2. September 2023 in einem Neustädter Hinterhof während des Übergangs vom Nachmittag in den frühen Abend.

Workshop Neustadt - Dresdner Nachbarschaften © Y. Spauschus

Es wird festgehalten, wie sich um die zehn Erwachsene und drei Kinder in lockerer Kleidung um einen provisorisch hergerichteten Tisch einfinden – die mobilen Tischplatten auf Holzböcken gelegt als unmittelbarer Zeichenuntergrund. Dazu nun bitte ein immer wieder heiter auftönendes vielstimmiges Lachen vorstellen: von links, von gegenüber…; kurze Wortinterventionen und Fragen in die Runde, spontane Brainstormings und Assoziationsketten zu Dresdner Stadtbildern – die Stadt als Wimmelbild. Und diesen Drive mitnehmen und das Folgende atemlos lesen.

Mitten im Dresdner Nordwesten in Elbnähe: Ein Mann(?) im Cocktailglas, mit lasziv gestrecktem rechtem Bein, alkoholischem Sprudelwasser unterm Hintern; die Zigarette als Geste der Erhabenheit – oder vielleicht ist es doch ganz anders? In direkter Nachbarschaft eine Bank für Passant:innen, die Hosen frisst. Am Himmel in beinahe obligatorischen dresdnerisch-sächsischem Übermut die Losung der französischen Revolution einfach anverwandelt und eingemeindet – Brüder im Bauche oder Eierschecke für alle! Ein Stück elbaufwärts begegnet uns daraufhin eine Gruppe sich expressiv gebärdender De­monstrant:innen mit verheißungs- und machtvollem Gestus. Das andernorts noch vorsichtig erprobte Über-das-Wasser-gehen ist hier Alltäglichkeit und die Botschaft zeugt von aus­gebildetem Geschichtsbewusstsein. Nebenher hat sich das Blaue Wunder in ein Chamäleon verwandelt und gleich mehrfach entlang der Elbe geklont. Und wo es wimmelt, da raunt es, wird geflüstert und geschrien. Kitsch Meee if you can … Und dazwischen geistern Postleitzahlen durch den Bildraum in ihrer eigenen geografischen Logik und sorgen für (Un-)Ordnung; genau so, wie es sich für die Kartierung einer Stadt gehört. Und die Achterbahn der Gefühle dreht Ihre Schleifen und als Trost kriecht die Eierschecke – da ist sie also wieder – als Zeichen für Fülle und Langsamkeit herbei und erinnert uns an unsere Leibhaftigkeit. Gleich gefolgt von einem güldenen Stollen-Bäckersjungen, der einen Plattenbau krönt und einem Karpfen, der den Tag genießen soll. Für seinen Häscher gibt‘s in guter alter Super-Mario-Manier ein Extra-Leben obendrauf. Und Leib und Seele verbindend erblicken wir die Freie Kekskultur, eine (neue) freie alter­native religiöse Bewegung begleitet von kleinen Keith-Haring-Nackedeis. Möglicherwei­se haben auch sie ihre Ohren auf der Schiene der Geschichte und lauschen gleichsam der Banda oder – je nach Betrachtung – der Staatskapelle. Und weiter geht‘s durchs Filzstiftgebiet.

Workshop Neustadt - Dresdner Nachbarschaften © Y. Spauschus

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