Zuhören, empathisch sein, Hilfe anbieten

… und nicht alles gleich verändern wollen. Damit könnte der Artikel über Jan Minack auch schon zu Ende sein. Es ist sein Rezept für mehr als zehn Jahre Ehrenamt und Engagement in verschiedenen Kulturprojekten.

Text: Rosa Hauch · Fotos: Yvonn Spauschus

Der studierte Architekt hat einige Großprojekte begleitet und kann mit Projekthorizonten von mehreren Jahren professionell umgehen. Wobei lebenslanges Lernen für Jan einfach dazu gehört.

Temporäre Projekte und Interventionen werden oft für einen kurzen Zeitraum geplant und umgesetzt. Soziale oder soziokulturelle Projekte haben einen anderen Rhythmus und brauchen häufig mehr Zeit, bis sich Frau und Herr Nachbar damit vertraut machen können.

Schwieriger wird es für ihn als Person. Projektkoordination und Verantwortung für kurze Zeit heißt auch spontan und kurzfristig umzuplanen, heißt auch privat ewige Ungewissheit.

Für Jan wird daraus ein knallhartes jein. Ja, weil es stimmt. Es wäre leichter, wenn man wüsste, wo übermorgen Geld herkommt. Nein, weil es eine freie Entscheidung war, die Freunde, Familie und Vertraute mittragen.

Immer im Büro sitzen, ist einfach nicht Jans Sache. Mit Leuten und für Leute da zu sein, ist auch mal anstrengend, jedoch viel öfter angenehm, gewinnbringend und erfüllend. Auch wenn es stressig wird, versucht Jan sich die Zeit dazu zu nehmen.

„Um unterschiedliche Herausforderungen angemessen anzugehen, kombiniere ich handwerkliche, gestalterische und soziale Kompetenzen. Ein Balanceakt zwischen Prüfen, Versuch und Irrtum. Zwar ist der Moderationskoffer für große Gruppenprozesse noch im Aufbau, aber auch komplexe Themenfelder lassen sich durch eine empathische Kommunikation auf die jeweiligen Personengruppen zuschneiden, um Ideen konstruktiv zu diskutieren und umzusetzen.“

Gemeinsam mit Grit Knoth ist er für die Entwicklung des Akazienhofes in Gruna zuständig. Mit Anwohnern und Freunden des Projektes wird ein Nachbarschafts-,Kultur- und Naturzentrum im Herzen von Gruna entstehen.

Bei Jan fließen in diese Arbeit Erfahrungen aus Prohlis, Cotta und Löbtau ein und ein tiefes Vertrauen in die Idee und die Leute, die sie tragen.

“Bei Anträgen bin ich grundsätzlich optimistisch und wenn man ordentlich kommuniziert, dranbleibt, nicht gleich aufgibt, wenn es mal verzwickter wird, dann wird das auch.”

Die engagierten Menschen im Stadtteil und Team sind Ankerpunkte für Jan, ebenso wie die existierenden Netzwerke, Stadtteilrunden, Gemeinden und Initiativen. In den Stadtteilrunden kennt man sich, sieht sich mehr als zweimal und hat verstanden, dass in einer offenen Gesellschaft vieles leichter geht. Das Wissen vor Ort ist ein Juwel, auch ungeschliffen.

„Als ich fortging konnte ich nicht ahnen, was hier einmal los sein wird. Erst allmählich entdecke ich durch Freunde Gruna wieder. Ich half nach mehreren Stadtteilspaziergängen bei der Fotodokumentation und Erstellung der Wanderbroschüre rund um den Akazienhof. Mit der „Wandergruppe Grüne Wiese“ versuchen wir Freude an der Bewegung im Stadtteil zu vermitteln. Begleitend finden immer wieder Treffen statt und es werden Recherchen zur Stadtteilgeschichte angestellt. Auch die Stadtteilfeste, Konzerte und Begegnungen mit den engagierten Menschen im Viertel motivierten mich wieder zu kommen. Gern möchte ich mit dem Stadtteilverein In Gruna Leben e.V. und der Nachbarschaft diesen Weg weiter gehen, Verbündete suchen, eine interessierte Öffentlichkeit für die Ideen in Gruna begeistern und helfen, den Akazienhof zu revitalisieren.“

In Gruna wird es rund um den Akazienhof schöner, leichter, erlebnisreicher, wenn sich Nachbarin und Nachbar trauen, sich ihre Geschichten zu erzählen, wenn sie mutig genug sind, zu fragen, wenn sie Hilfe brauchen und voneinander wissen, dass das allein rumsitzen in den vier Wänden nicht alles sein muss. Die offenen Sprechstunden im „Bürgertreff Grunaer Aue“ und die Gartentreffen im Akazienhof sind ein guter Anfang, sich auszutauschen. Wer schon immer gerne etwas ganz gemacht hat, biete sich an. Wer schon immer gerne gegärtnert hat, biete sich an, wer schon immer gerne gesungen hat, biete sich an, wer etwas aus der Geschichte des Stadtteils zu erzählen hat, biete sich an. Ohren, Hand und Herz sind offen.


Mehr Informationen

Stadtteilverein „In Gruna leben e.V.“
Mail: post@dresden-gruna.de · Telefon: 0351 26 55 20 63

Villa Akazienhof · Schneebergstraße 16 · 01277 Dresden
Bürger-Treff „Grunaer Aue“ · Winterbergstraße 31c · 01277 Dresden


Dresdner Nachbarschaften – sichtbar, vernetzt, engagiert!

Nachbarschaften sind überall – wir sind mittendrin. Mit Stadtteilspaziergängen, Gesprächen im Grünen, Kreativ-Workshops, Ausstellungen u.v.m.

Gefördert durch

Das Projekt wird wird gefördert durch das Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes im Rahmen des Landesprogrammes Integrative Maßnahmen.